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Europäische Telcos werden die Krise aussitzen


Studie über die "Wiederbelebung des Festnetzes" prophezeit Anstieg des Unternehmenswerts etablierter Betreiber um bis zu 27 Prozent bis zum Jahr 2015
Wenn es etablierten Betreibern gelingt, ihre Verluste im Festnetzbereich bis 2015 zu halbieren, haben sie eine reelle Chance den Unternehmenswert um bis zu 27 Prozent zu steigern. Einige europäische Betreiber haben bereits gezeigt, dass dies möglich ist


(17.03.09) - Mit dem Aufstieg des Mobilfunkes waren die Umsätze etablierter Festnetzbetreiber jahrelang einem permanenten Verfall ausgesetzt. Die achte Ausgabe der jährlich erscheinenden Studie von Arthur D. Little und Exane BNP Paribas "Reviving the Fixed Line" hingegen prophezeit, dass der Markt für Festnetzangebote sich aufgrund der wachsenden Popularität von Triple-Play-Services, also kombinierten Telefonie, Breitband-Zugang und Internet-TV Angeboten, wieder fangen wird. Die Studie kommt ferner zu dem Ergebnis, dass sich Triple Play-Betreibern die Chance bietet, den Wettbewerb mit Pay-TV-Anbietern (Kabel und Satellit) für sich zu entscheiden und auf diese Weise die Substitution von Festnetz durch Mobiltelefonie auszugleichen.

Die in 17 europäischen Ländern und unter Einbeziehung von über 100 Entscheidern aus der Telekom-Branche durchgeführte Studie zeigt, dass die Entwicklung von Angeboten und Diensten rund um das Thema "Fernsehen der Zukunft" prädestiniert dafür ist, die Festnetzsparte etablierter Telekomanbieter auf die Zukunft auszurichten; zu den potenziellen Geschäftsfeldern zählen personalisierte Videoaufzeichnungen, ergänzende interaktive Services, elektronische Programmführer etc. Darüber hinaus wird die derzeitige Marktkonsolidierung im Triple-Play-Segment der Profitabilität der Festnetzgesellschaften dienlich sein.

Des weiteren haben Festnetzbetreiber eine starke Ausgangsposition bei der Nutzung bestehender technischer und kommerzieller Assets, wenn es gelingt, die richtigen Partner auszuwählen, auf eine ausgewogene Content-Strategie zu setzen und sich an die Konsumgewohnheiten des Internet anzupassen.

"Den Telekombetreibern", so Klaus von den Hoff, Global Head der Telecoms & Media Practice bei Arthur D. Little und einer der Autoren der Studie, "bietet sich jetzt die Chance, die Entwicklung des Fernsehens der Zukunft aktiv mitzugestalten. Allerdings dürfen sie sich dazu nicht einfach auf historische Assets verlassen. Wenn sie wirklich in eine neue Entwicklungsphase eintreten wollen, müssen sie eine Strategie verfolgen, die innovativen und zielgruppenspezifischen Content und Services verschmilzt, zudem müssen sie umsichtig Partnerschaften anbahnen."

Erfolgsstory Triple-Play

Trotz des starken Wachstums des europäischen Marktes für Breitbandzugänge über Festnetz gehen die Umsätze der Betreiber seit einiger Zeit Jahr für Jahr um 2 bis 3 Prozent zurück, weil die Zahl der Festnetzkunden permanent sinkt – allein seit 2005 im Schnitt um 5,7 Prozent. Zwei wesentliche Faktoren stehen hinter dieser Entwicklung:

>> Die Substitution von Festnetztelefonie durch Mobilfunk in circa 20 Prozent der europäischen Haushalte.
>> Zusätzliche Marktanteilsverluste an Kabelnetzbetreiber und Unbundling-Anbieter.

Allerdings zeigt die Studie auch, dass Triple Play diese Entwicklungen verändert hat. So wächst seit einiger Zeit die Bereitschaft, den Festnetzanschluss beizubehalten, weil Verbraucher die Vorteile von Breitband und IPTV nutzen wollen. Festnetzbetreiber in Ländern wie Portugal, Schweden und Österreich können so ihre Verluste im Festnetzbereich verringern.

Zudem hat Triple-Play in manchen Bereichen auch zu einer Konsolidierung des Marktes geführt: In Frankreich hat Neuf Telecom (jetzt SFR) Cegetel, AOL und Club Internet gekauft, Tele2 hat SFR übernommen und Iliad Alice. In Deutschland hat Vodafone Arcor integriert. Im Ergebnis haben sich der durchschnittliche Umsatz pro Kunde (ARPU) erholt, die Marktanteile der Betreiber sich stabilisiert und die Profitabilität verbessert.

Antoine Pradayrol, Financial Analyst und Leiter des Telekom-Teams bei Exane BNP Paribas: "Die Verluste der Festnetzsparten sollten sich in den nächsten Jahren reduzieren, was zu einem insgesamt positiveren Ausblick für die Gesamtbranche führen wird. So kann ein Betreiber, der die Zahl der Verluste an Festnetzanschlüssen halbiert, seinen Unternehmenswert um 27 Prozent steigern."

Regionale Unterschiede

Die Studie kommt auch zu dem Ergebnis, dass europäische Haushalte im Schnitt €50 pro Monat für Triple-Play-Angebote ausgeben während US-amerikanische Haushalte mit €70 pro Monat deutlich mehr ausgeben. Zudem prognostiziert die Studie ein Umsatzwachstum der Festnetzsparten etablierter Betreiber in Portugal und den Niederlanden.

"Allerdings", konstatiert Klaus von den Hoff die Ergebnisse, "ist die Situation in Ländern wie Großbritannien und Deutschland wesentlich komplexer, da die etablierten Betreiber dort von Kabelnetz- wie Satellitenbetreiber in die Enge getrieben werden."

Erste Wahl für Content: "Premium Light"

Bis zum Jahr 2015, so die Studie, könnte der Umsatzanteil europäischer Festnetzbetreiber mit Pay-TV, Video on Demand und Werbung rund 4 Mrd. Euro erreichen, was 7 Prozent ihrer gegenwärtigen Umsätze entspricht (€ 2,70 im Monat pro Festnetzanschluss). Bis 2015 wird allein dies den Betreibern einen jährlichen Umsatzzuwachs von 1 Prozent bescheren, wodurch sie die derzeitigen Verluste mit Festnetzanschlüssen in der Größenordnung von 2 bis 3 Prozent zum Teil reduzieren können.

Zwei Drittel des potenziellen Wachstums gehen auf das Konto von Pay-TV, da sich etablierte Betreiber je nach Land zwischen 10 und 30 Prozent der Abonnenten von Pay-TV-Angeboten sichern können. Allerdings bieten die ebenfalls derzeit sehr stark wachsenden Video on Demand- und Werbemärkte den etablierten Betreibern wesentlich kleinere Marktanteile, da sie gleichzeitig stark umkämpft sind.

Investitionen in exklusive High-End Premium-Inhalte (z.B. umfangreiches Angebot neuester Kinofilme, Exklusivübertragung von Fussballspielen etc.) hingegen sind eine riskante Strategie, da die Kundenbasis die Investitionen in die äußerst teuren Inhalte kaum amortisieren kann. Die Autoren der Studie weisen darauf hin, dass eine Strategie, die auf eine Mischung aus Premium-Content und Breitband-Zugang setzt, in vielen europäischen Ländern keine Zukunft haben wird, da Inhalte-Exklusivität in Ländern wie Frankreich, Großbritannien und den Niederlanden verboten ist.

Vielversprechender hingegen ist die "Premium Light”-Strategie, die ausgesuchte, zielgruppenspezifische Inhalte (u.a. Dokumentationen, Filmauswahlen, Sportprogramme) gemeinsam mit interaktiven Services (u.a. Opt-in Informationen, Speicher und Mediadateiaustausch) zu Angebotspaketen schnürt. Dieser Ansatz erfordert im Durchschnitt nur circa 15 bis 25 Prozent der Investitionen im Vergleich zu High-End Premium-Inhalten, erlaubt aber trotz allem eine Differenzierung und generiert durchaus attraktiven ARPU.

Chancen für Telekom-Unternehmen

Jürgen Morath, Director, Arthur D. Little: "Telekom-Betreiber müssen Partnerschaften eingehen, um innovative Services rund um relevante Inhalte zu entwickeln. Zudem sollten sie genau beobachten, was Kabelbetreiber wie z.B. Comcast oder Pay-TV-Provider wie DishTV in den USA tun, denn etablierte Betreiber werden durch Internetfirmen und Systembetreiber auf ihren klassischen Kernkompetenzfeldern (Servicequalität, Infrastruktur, Inhalte) herausgefordert."

Durch Partnerschaften mit verschiedenen Playern aus dem Umfeld Telekommunikation-Medien-Technologie können die etablierten Betreiber alle Assets zusammenführen, die für die Vorherrschaft im Bereich der Entwicklung des Fernsehens der Zukunft notwendig sind. Dazu gehören beispielsweise nutzerfreundliche, innovative und attraktive Dienstleistungen wie "Catch-up-TV" und interaktive elektronische Programmführer, oder die stärkere Vereinfachung der Nutzung von Video-Service-Katalogen sowie auch die Entwicklung von geeigneten Plattformen, die Verkaufsteams gezielt für Zielgruppen- und Regionalwerbung vermarkten können.

Diese Partnerschaften können sich zwischen Internet-Playern, Software- oder Hardware-Herstellern (z.B. TV oder Spielekonsolen) herausbilden, wobei die Expertise letzerer in Sachen R&D und Nutzerfreundlichkeit den neu entwickelten Diensten zu Gute kommen wird. Dieser proaktive Ansatz ermöglicht den etablierten Betreibern auch, die Gefahr der Commodisierung des Zugangs zu diesen Angeboten zu verringern.

Dank gleichbleibender Umsatzströme und Spielraum im Investitionsmanagement sind die Telekommunikationsunternehmen weniger von der Krise betroffen als andere Branchen und können potenziellen Partnern zweifelsfrei Vorteile bieten: Sie haben den Zugang zum Netzwerk, kontrollieren das Triple-Play-Equipment beim Endverbraucher und vor allem aber verfügen sie über herausragende Kundenbeziehungen aufgrund von Kundenservice und Übereinkünften zur Rechnungsstellung.

"Paradoxerweise", glaubt von den Hoff, "gewährt die derzeitige Finanzkrise den etablierten Betreibern einen kleinen Zeitvorsprung, da sie die Entwicklung der Unternehmen in der Internetbranche wie auch der Systemanbieter hemmt. Diesen können die etablierten Betreiber nun dazu nutzen, ihre Angebote zu organisieren und abzustimmen."



Die jährliche Studie von Arthur D. Little und Exane BNP Paribas
Seit 2002 untersuchen die Experten von Arthur D. Little und Exane BNP Paribas jährlich den Telekommunikationsmarkt und dabei insbesondere den europäischen. Im Rahmen der Studie führt das Team von Arthur D. Little und Exane BNP Paribas persönliche Gespräche und Interviews mit den Key Stakeholdern der Branche (Betreiber, Hardware-Hersteller, Medien und Kontrollbehörden). Der diesjährige Bericht ist das Ergebnis von 95 Gesprächen in 17 Ländern.
(Arthur D. Little: Exane BNP Paribas: ra)

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