Ransomware trifft Kernbranchen der Industrie


Ransomware-Report: Angriffe auf deutsche Industrie nehmen zu – neue Gruppe Qilin dominiert
Qilin: Die aktivste Gruppe im Ransomware-Ökosystem

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Von Abdulrahman H. Alamri, Principal Threat Intelligence Analyst bei Dragos

Die Ransomware-Lage in Deutschland und Europa bleibt angespannt. Laut der Dragos Industrial Ransomware Analysis Q2 2025 wurden im zweiten Quartal dieses Jahres weltweit 657 Angriffe auf Industrieunternehmen registriert. Damit liegt die Zahl zwar leicht unter dem Niveau des Vorquartals (708 Angriffe), in Europa zeigte sich jedoch das Gegenteil: Die dokumentierten Fälle stiegen von 135 auf 173. Keine andere Region verzeichnete einen vergleichbar starken Anstieg. Besonders stark betroffen sind Deutschland, Großbritannien und Italien. Dort treffen die Angriffe vor allem Branchen, die das industrielle Rückgrat der Wirtschaft bilden.

Die 173 Angriffe auf europäische Industrieunternehmen machen rund 26 Prozent aller weltweiten Ransomware-Vorfälle im zweiten Quartal aus. Besonders betroffen sind Industriezweige, die in Deutschland eine zentrale Rolle spielen. Die Bauindustrie verzeichnete weltweit 110 Angriffe, im Maschinen- und Anlagenbau wurden 63 Fälle dokumentiert. In der Automobilindustrie waren es 38 Angriffe, in der Chemie 20. Insgesamt geriet das produzierende Gewerbe mit 428 Angriffen weltweit am stärksten ins Visier und stand damit für 65 Prozent aller dokumentierten Fälle. Zusätzlich wurden 77 Angriffe auf Transport- und Logistikunternehmen gezählt. Im Bereich industrielle Steuerungssysteme und Engineering registrierten die Analysten 75 Attacken, mehr als doppelt so viele wie im ersten Quartal. Besonders dieser Anstieg betrifft zahlreiche deutsche Unternehmen, die in diesem Sektor international führend sind.

Im zweiten Quartal 2025 entwickelte sich Qilin zur aktivsten Ransomware-Gruppe im Industriesektor. Die Angreifer verübten 101 dokumentierte Attacken und waren damit für rund 15Prozent der weltweit bekannten Vorfälle verantwortlich. Im ersten Quartal lag die Zahl noch bei 21. Qilin positionierte sich damit als führender Akteur nach dem Rückgang etablierter Gruppen wie LockBit und RansomHub.

Die Gruppe betreibt eine Ransomware-as-a-Service-Plattform, über die sie erfahrene Affiliates rekrutiert und unterstützt. Teil des Angebots sind juristische Beratungsdienste, die Partner bei Verhandlungen stärken, sowie interne Medien- und PR-Teams, die gezielt den öffentlichen Druck auf betroffene Organisationen erhöhen. Auch technisch hebt sich Qilin deutlich ab. Die Gruppe nutzt automatisierte Tools, um gezielt Schwachstellen auszunutzen. Darüber gelingt rascher Zugriff auf interne Netzwerke, was tiefgreifende Angriffe ermöglicht.

Im März 2025 wurde Qilin operativ von der nordkoreanischen, staatlich unterstützten Hackergruppe Moonstone Sleet übernommen. Seitdem steht nicht mehr nur finanzielle Erpressung im Vordergrund. Die Aktivitäten zeigen zunehmend geopolitische Ausrichtung und zielen verstärkt auf kritische Infrastrukturen.

Die Bedrohungslage verschärft sich
Die Zahl der Ransomware-Angriffe in Europa nimmt weiter zu und Deutschland ist als industrialisiertes Land besonders häufig betroffen. Stark im Fokus stehen Angriffe auf zentrale Industriezweige wie Bauwesen, Maschinenbau, Automobilindustrie, Chemie, Logistik und industrielle Steuerungssysteme. Mit Qilin hat sich zudem eine Ransomware-Gruppe etabliert, die sowohl technisch als auch organisatorisch neue Maßstäbe setzt.

Angesichts dieser Entwicklung reicht es nicht aus, sich auf etablierte Standards zu verlassen. Unternehmen sollten sich bei ihren Verteidigungsstrategien an den fünf kritischen Maßnahmen des SANS Institute orientieren. Dieser Rahmen hilft dabei, Incident Response, Architektur, Sichtbarkeit, Fernzugriff und Schwachstellenmanagement systematisch umzusetzen. So entsteht bereits in frühen Reifegraden eine belastbare Grundlage für Resilienz gegenüber Bedrohungen, die zunehmend industrielle Schlüsselbranchen und kritische Infrastrukturen ins Visier nehmen. (Dragos: ra)

eingetragen: 06.10.25

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Meldungen: Security-Studien

  • Einsatz generativer KI-Tools

    OpenText hat die Ergebnisse ihrer vierten jährlichen Global Ransomware Survey veröffentlicht, inklusive länderspezifischer Erkenntnisse für Deutschland. Befragt wurden knapp 1.800 IT-Sicherheitsverantwortliche und Führungskräfte. Die Ergebnisse zeigen eine zunehmende Spannung zwischen wachsendem Vertrauen und steigenden Risiken: Das Vertrauen in die eigene Ransomware-Abwehr nimmt zu, gleichzeitig wachsen die Sorgen über KI-basierte Angriffe und Schwachstellen bei Drittanbietern.

  • Reaktion auf E-Mail-Bedrohungen

    Barracuda Networks hat eine neue Studie veröffentlicht, die zeigt, dass Unternehmen, die länger als neun Stunden benötigen, um auf eine E-Mail-Sicherheitsverletzung zu reagieren, zu 79 Prozent häufiger Opfer eines Ransomware-Angriffs werden. Der Email Security Breach Report 2025 zeigt zudem, dass die meisten der befragten Unternehmen (78 Prozent weltweit, 79 Prozent im DACH-Raum) in den vergangenen zwölf Monaten eine E-Mail-Sicherheitsverletzung erlebt haben. Der Report basiert auf den Ergebnissen einer internationalen Studie, die Barracuda in Zusammenarbeit mit Vanson Bourne durchgeführt hat. Im Rahmen der Studie wurden insgesamt 2.000 IT- und IT-Sicherheitsverantwortliche in Nordamerika, Europa und dem asiatisch-pazifischen Raum befragt.

  • KI bringt Dynamik ins Spielfeld

    Die Angriffe werden raffinierter, die Abwehr intelligenter: Laut der aktuellen IT-Sicherheitsumfrage des eco - Verbands der Internetwirtschaft e. V. schätzen für das Jahr 2025 88 Prozent der befragten IT-Sicherheitsfachleute die Bedrohungslage als hoch oder sehr hoch ein. Gleichzeitig reagieren Unternehmen zunehmend strategisch: Künstliche Intelligenz (KI) wird zunehmend zum zentralen Werkzeug, um Angriffe frühzeitig zu erkennen und die eigene Widerstandskraft zu stärken.

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