Sie sind hier: Startseite » Markt » Studien

Kontrolle schlägt Vertrauen


Case-Study: Der Weg zu mehr Sicherheit führt in die Cloud
Was sich aus den Ransomware-Angriffen von REvil lernen lässt


Am 7. November 2020 bemerkte der Geschäftsführer eines mittelständischen Bremer Unternehmens, das im An- und Verkauf von Merchandising-Artikeln in Deutschland und Frankreich aktiv ist, einige Unstimmigkeiten im unternehmensinternen Netzwerk. Zum Großteil unterlagen die Serverdaten einer undurchdringbaren Verschlüsselung. Über Nacht startete eine in IT-Kreisen bekannte Gruppe von Hackern unter dem Namen REvil diesen Ransomware-Angriff, der viele Prozesse des Betriebes für mehrere Wochen lahmlegte. Etwa 90 Prozent der Daten verschlüsselten die Hacker und stellten für die Herausgabe des Generalschlüssels, der zur Freigabe jeglicher Dateien befähigt, eine hohe monetäre Forderung von rund 300.000 Euro – ein erschreckendes Szenario, das viele weitere kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland und weltweit betrifft. In den vergangenen Jahren entwickelte sich ein zunehmend beunruhigender Anstieg an Cyberkriminalität. Lag die Zahl der Fälle in Deutschland 2016 noch bei rund 82.000 Fällen, so verzeichnete das Bundeskriminalamt für das Jahr 2020 bereits über 108.000 Angriffe.

Nacht- und Nebelaktion?
Auch wenn sich diese Attacke scheinbar aus dem Nichts – wie sich im Nachhinein zurückverfolgen ließ – zwischen ein und zwei Uhr nachts ereignete, handelte es sich dabei nicht um eine spontane Aktion der Cyberkriminellen. Vielmehr vermutet der Geschäftsführer, dass sie schon mehrere Wochen zuvor in das System eindringen konnten. Schließlich betraf der Angriff ebenfalls einen bereits seit einem Monat im Homeoffice befindlichen Mitarbeiter des Unternehmens mit Büros in Bremen, Hamburg und Frankreich, der auf seinem Dienstlaptop zeitgleich die Verschlüsselung seiner Daten feststellte und auf keinerlei wichtige Datei zugreifen konnte. Somit zog die Attacke größere Kreise als zunächst angenommen und betraf so gut wie jeden der Mitarbeitenden.

Nur durch die Eingabe eines sechsstelligen Hexadezimalcodes ließ sich dieses Problem lösen, ohne dass im Zuge der Attacke wichtige Daten verloren gingen. Mehrere Wochen mussten die Mitarbeitenden die Arbeit mit großen Einschränkungen fortführen, was jedoch so gut es ging gelang, da sich essenzielle Abläufe ebenfalls auf manuellem Wege bewerkstelligen ließen und somit weitestgehend weiterlaufen konnten. Um den wirtschaftlichen Schaden so gering wie möglich zu halten, mussten die Verantwortlichen also schnellstmöglich handeln – vor dem Hintergrund der akuten Drucksituation leichter gesagt, als getan.

Good guy, bad guy
Doch was tun, wenn der schlimmste aller Fälle eingetreten ist? Viele IT-Fremde und in diesem Bereich Unerfahrene stellten sich nach gehäuften Meldungen zur aufkeimenden Cyberkriminalität bestimmt schon mehrfach diese Frage. Anders als in vielen Kinofilmen, in denen die Erpresser mit verzerrter Stimme in bedrohlichem Ton das Lösegeld fordern, läuft ein solcher Deal in der Realität weitaus unspektakulärer ab. In diesem Angriffsfall der Gruppierung REvil startete erst nach dem Versuch des Zugriffs auf die gewünschte Datei ein Countdown, der sich auf fünf Tage begrenzte und eine zu bezahlende Forderung enthielt, die sich bei dem betroffenen Unternehmen auf insgesamt 300.000 US-Dollar bezifferte. Summen, die für KMU eine nicht zu stemmende Last darstellen.

Nach Eingang der Forderung konnten die Verantwortlichen in eine Chatkommunikation mit den Kriminellen treten und über das Lösegeld verhandeln. Dabei kristallisierte sich heraus, dass sie es in den zähen mehrtägigen Verhandlungen mit mehreren Tätern auf der Gegenseite zu tun hatten. Auf der einen Seite ein unnachgiebiger, harter Verhandlungspartner und andererseits eine kommunikative, freundliche Person, mit der sich ein Kompromiss schließen ließ. Bei einer weitaus geringeren Summe erzielten sie letztendlich eine Einigung in den Verhandlungen. Da sich kein alternativer Lösungsweg auftat, um die wertvolle Datensammlung von über 20 Jahren erfolgreichem Unternehmertum wiederzuerlangen, beglich die Geschäftsführung den Betrag mit der nicht nachverfolgbaren Kryptowährung Monero.

Kontrolle schlägt Vertrauen
Nach dem Zero-Trust-Prinzip hinterfragte die Führungsetage anschließend jegliche Strukturen und Prozesse, um Sicherheitslücken des Netzwerks möglichst präzise ermitteln zu können. Zur Unterstützung engagierte der Geschäftsführer eine nahe gelegene Bremer IT-Sicherheitsfirma, welche die Situation mit ihrer langjährigen Erfahrung und angesammeltem Know-how in diesem Bereich einschätzen sollte. Dem Rat der Sicherheitsexperten zum totalen Austausch der gesamten Hardware konnte die Geschäftsführung keine Folge leisten, da es die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen nicht zuließen. Vonseiten der zuständigen Versicherung kam ebenfalls kein positives Signal zur finanziellen Unterstützung, woraufhin sich das Unternehmen dazu entschied, eine neue IT-Infrastruktur aufzubauen.

Auf einer vertrauensvollen Basis engagierte der Betrieb schließlich den Rechenzentrums-Dienstleister firstcolo, der hauseigene Datacenters betreibt und für unterschiedliche Kunden Colocation-, sowie Managed Services-Dienstleistungen zur Verfügung stellt. Mitte Dezember 2020 kam es zur ersten Kontaktaufnahme zwischen beiden Parteien. In der weiteren Zusammenarbeit verlagerte der Betrieb seine Datensätze auf das externe Datacenter von firstcolo und verwaltet sie heute aus der Cloud heraus.

Aufstieg in die Cloud
Gerade für mittlere und kleine Unternehmen bietet die Auslagerung von Servern und Daten vielerlei Vorteile. Aus Gründen der Sicherheit ergibt ein Wechsel von der standortbezogenen internen Datenspeicherung zu externen Rechenzentren absolut Sinn, da Dienstleister wie firstcolo die oftmals angemieteten Server rund um die Uhr kontrollieren und somit für eine Rundumüberwachung der Systeme sorgen kann. Verwaltungsaufgaben und Wartungsarbeiten fallen damit nicht mehr in den eigenen Aufgabenbereich, was im Umkehrschluss effektivere Prozesse und finanzielle Einsparungen bewirkt.

Denn Hardware, die bei intensiv genutzten Servern gut alle drei bis fünf Jahre ausgetauscht werden muss, stellt für das mietende Unternehmen keinen Kostenfaktor mehr dar. Gerade durch die Corona-Pandemie nehmen flexible Arbeitsmodelle eine immer größere Rolle ein. Egal ob in einem der an verschiedenen Standorten niedergelassenen Büros oder im Homeoffice, die Cloud-Anwendung lässt sich von jedem Standort aus flexibel nutzen. Zudem greifen Angestellte vor allem sicher auf Informationen zu oder nehmen Änderungen am System vor.

Unwissenheit schützt vor Strafe nicht
Um einen Cyberangriff in Zukunft möglichst zu vermeiden, ergriff das Unternehmen neben der Etablierung der neuen IT-Struktur ebenfalls weitere Maßnahmen, um vor allem die Mitarbeitenden – die Kernnutzer des Systems – zu sensibilisieren. In der Regel erlangen Cyberkriminelle, wie vermutlich auch in diesem Fall, durch einen einzelnen User Zugriff auf ein bestehendes System. Genau an diesem Punkt setzten die Verantwortlichen unmittelbar nach der Attacke an, um eine der größten Einfallstellen in einem ansonsten sicheren Netzwerk zu minimieren. Dafür konzipierten sie ein Sicherheitstraining für ihre Angestellten, das sich eigenständig über eine eigens entwickelte Security-Plattform absolvieren lässt.

Es enthält umfassende Schulungsunterlagen und einen abschließenden Test, nach dessen erfolgreicher Durchführung jeder User ein Zertifikat ausgehändigt bekommt. Ein großes Thema bleiben dabei oftmals unterschätzte Phishing-Mails, die durch einen Vorwand noch immer viele Nutzerinnen und Nutzer dazu verleiten, auf Fallen von Kriminellen einzugehen und den laufenden Betrieb somit einem großen Risiko aussetzen. Durch die Sicherheitsschulungen gepaart mit der Datenverwahrung in der Cloud durch firstcolo ergibt sich eine IT-Infrastruktur, die den Cyberkriminellen in Zukunft beinahe keine Zugangsmöglichkeit bietet. Weiteren Angriffen kann somit proaktiv vorgebeugt werden und das Ergebnis ist ein risikofreier Betrieb der unternehmenskritischen IT. (Firstcolo: ra)

eingetragen: 29.09.21
Newsletterlauf: 19.11.21

Firstcolo: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser PMK-Verlags-Newsletter
Ihr PMK-Verlags-Newsletter hier >>>>>>



Meldungen: Studien

  • Multicloud als bevorzugte Infrastruktur

    Nutanix, Spezialistin für Hybrid Multicloud Computing, hat die Ergebnisse der sechsten Ausgabe ihrer jährlichen Studie Enterprise Cloud Index (ECI) vorgelegt. Mit der weltweiten Umfrage misst Nutanix die Verbreitung der Cloud-Nutzung in den Unternehmen.

  • Lieferkettentransparenz & Anforderungen

    Nach wochenlangen Debatten hat sich die Mehrheit der EU-Staaten für ein gemeinsames, europäisches Lieferkettengesetz ausgesprochen. Die nun noch fehlende Zustimmung des Europäischen Parlaments gilt als sicher. Jedoch geht laut einer aktuellen Umfrage des ERP+ Experten proAlpha mehr als die Hälfte (59 Prozent) der mittelständischen Unternehmen in Deutschland davon aus, dass dieses neue Gesetz starke Auswirkungen auf ihre Organisation sowie die gesamtwirtschaftliche Entwicklung haben wird.

  • Hybride Cloud für hybride Arbeit

    Parallels, eine Submarke des weltweit tätigen Technologieunternehmens Alludo, veröffentlicht die Ergebnisse ihrer unter IT-Fachleuten durchgeführten Hybrid-Cloud-Befragung. Bei einer hybriden Cloud-Einrichtung handelt es sich um eine Kombination öffentlicher Clouds, privater Clouds und lokaler Infrastrukturen.

  • Online-Shopping hat alles komplett verändert

    Die aktuelle Soti-Studie Techspectations: Verbraucher wünschen sich Digitale Transformation des Einzelhandels zeigt, dass sich Konsumenten vom stationären Handel noch immer eine stärkere Personalisierung und ein umfangreicheres Angebot mobiler Technologien zur Verbesserung ihres Einkaufserlebnisses wünschen, was bereits im letztjährigen Soti-Einzelhandelsreport deutlich wurde.

  • KI beim Testen mobiler Anwendungen

    Tricentis hat die Ergebnisse einer neuen globalen Umfrage zur Bedeutung von Qualität und Testing mobiler Anwendungen veröffentlicht. Ein Kernelement der Umfrage waren die potenziellen Chancen von Automatisierung mithilfe von künstlicher Intelligenz (KI) und Low-Code/No-Code. Deutsche Unternehmen liegen hier vorn: Rund 61 Prozent geben an, dass sie KI bereits beim Testen mobiler Anwendungen nutzen, international sind es nur rund 49 Prozent.

  • IT-Berufshaftpflicht sinnvoll

    In den letzten drei Jahren haben IT-Dienstleister beobachtet, dass Auftraggeber ihnen häufiger Schlechtleistung vorwerfen. Insgesamt berichten 44,6 Prozent der IT-Dienstleister von derartigen Erfahrungen. Besonders betroffen sind kleinere IT-Dienstleister, bei denen die Quote bei 50,8 Prozent liegt. Große Unternehmen mit mehr als 500 Beschäftigten bestätigen diese Entwicklung zu 40 Prozent.

  • Schlechte Datenpraktiken noch weit verbreitet

    Fivetran, Anbieterin für Data Movement, präsentiert die Ergebnisse einer Umfrage, die zeigt: 81 Prozent der befragten Unternehmen vertrauen ihren KI/ML-Ergebnissen, obwohl sie zugeben, fundamentale Daten-Ineffizienzen zu haben.

  • Flexera 2024 State of the Cloud Report

    Flexera, Anbieterin von Software-as-a-Service (SaaS)-Managementlösungen für Cloud und hybride IT-Infrastrukturen, hat den State of the Cloud Report 2024 veröffentlicht. Die Umfrage unter 753 Teilnehmern offenbart die momentane Zwickmühle vieler Unternehmen.

  • MSPs als wertvolle Ressource für Cybersicherheit

    Kaseya hat den "MSP Benchmark Report 2024" veröffentlicht. Für die Studie hat das Unternehmen 1.000 MSPs aus den Regionen Amerika, EMEA und APAC befragt und die Antworten von IT-Profis und Führungskräften ausgewertet. Eine der wichtigsten Erkenntnisse des Reports ist der hohe Stellenwert von Cybersecurity für MSPs und die damit verbundenen Wachstumsmöglichkeiten.

  • Payroll zunehmend in die Cloud verlagert

    Alight, Anbieterin von Cloud-basierten Human-Capital-Technologien und -dienstleistungen, hat den Company Payroll Complexity Report 2024 veröffentlicht. Demnach musste in den letzten fünf Jahren mehr als die Hälfte der Unternehmen (53 Prozent) Strafen zahlen, weil ihnen Fehler bei der Gehaltsabrechnung unterlaufen sind.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen