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Umsätze von Telekommunikations-Firmen sinken


Studie: Bis 2015 droht dem Telekom- und Pay-TV-Sektor daher ein Rückgang der Umsätze im Kerngeschäft um -1,8 Prozent jährlich
Wegbrechendes SMS- und Telefoniegeschäft: Der Einstieg in Cloud Computing-Services zeigt, wie Telkos versuchen, durch Schnittstellenlösungen mit anderen Branchen zusätzliche Umsätze zu generieren


(10.05.12) - Die technische Entwicklung hin zu einer komplett vernetzten "IP-Welt" stellt für die Umsätze der Telekommunikationsunternehmen eine große Bedrohung dar. Die Verschiebung zu IP bedroht das Kerngeschäft der Telekommunikationsunternehmen: Dienste wie Sprachtelefonie und SMS können zunehmend über IP geführt werden. Dies ist eines der zentralen Ergebnisse der neuen Studie "Telecom Operators: Let’s Face it", der 11. Auflage der jährlichen europaweiten Studie der weltweit tätigen Managementberatung Arthur D. Little und des renommierten Equity Brokers Exane BNP Paribas.

Die neue "IP-Welt" bezeichnet den zunehmenden Gebrauch der Internet Protocoll (IP)-Technologie zur Kodierung von Sprachsignalen in digitale Pakete, um Kostenlosdienste über das Internet zu nutzen – und eben nicht über die kostenpflichtigen Netze der herkömmlichen Telefontechnologien. Bis 2015 droht dem Telekom- und Pay-TV-Sektor daher ein Rückgang der Umsätze im Kerngeschäft um -1,8 Prozent jährlich. Weitere Ursachen für diesen Umsatzrückgang ist eine Kombination aus in Europa schwierigem makroökonomischen Umfeld, regulatorischer Intervention und stärkerem Wettbewerb durch sogenannte "Over-The-Top" (OTT)-Player. OTT-Player sind Unternehmen wie Google, Apple oder Skype, die ihre Services zumeist kostenlos über das Internet anbieten.

Die Studie zeigt, dass Telkos von einer noch stärkeren Bedrohung durch OTT-Angebote im Mobilbereich (Sprachtelefonie und SMS/Messaging-Dienste) ausgehen müssen. Zudem sorgen Regulierungsbehörden und Wettbewerbsdruck dafür, dass die Preise für das Telefonieren mit dem Smartphone bzw. Handy jedes Jahr sinken. Auch das Wachstum mit SMS-Diensten ist in den vergangenen Quartalen europaweit zurückgegangen. Auf der anderen Seite wächst der Umsatz mit reinen Datendiensten um kräftige 20+ Prozent jährlich. Das Dilemma: Dieses Wachstum bei den IP-Datendiensten "kannibalisiert" die Nutzung von SMS, da man seit geraumer Zeit Kurznachrichten unbegrenzt und ohne weitere Kosten über Messenger-Dienste wie z. B. WhatsApp verschicken kann.

Knapp drei Viertel der über 100 Studienteilnehmer – bestehend aus Telekommunikations- und Kabelnetzunternehmen (59 Prozent), Medien- und Softwareunternehmen (19 Prozent), Regulierungsbehörden und anderen (15 Prozent), sowie Ausrüstungs- bzw. Netzinfrastruktur-Unternehmen und anderen (7 Prozent) – sehen vor allem den Umsatztreiber "Mobilfunkgespräche" gefährdet, die den Telkos derzeit noch hohe Margen einbringen – v.a. bei Auslands- oder Roaming-Gesprächen. Auch diese werden zunehmend über OTT-Dienste wie Skype geführt.

Besser sieht es im Segment Festnetz aus: OTT-TV, also Fernsehen über die heimische Internetverbindung, bietet mehr Chancen denn Risiken. Telkos können ihre Breitbanddienste durch Angebote von OTT-TV-Leistungen attraktiver gestalten – dabei riskieren Sie zwar eine Kannibalisierung ihrer IPTV-Dienstumsätze, die aber nur gering sind. Sie können also OTT-TV nutzen, um vor allem den in Deutschland besonders starken Kabelnetzbetreibern Paroli zu bieten.

Mögliche Reaktionen auf die Umsatzrückgänge bei SMS und Telefonie
Konkret bieten sich für die Telekommunikationsunternehmen nach Ansicht der Studienautoren vier Strategien an, um auf die Trends zu reagieren: Bundling, also das bündeln verschiedener Dienste zu einem Preis, wird weiter zunehmen. Eine zweite mögliche Reaktion, sind nach Downloadgeschwindigkeiten differenzierte Preise. Auf Produktebene könnten Telekomanbieter zusätzliche Features über die IP-Schnittstelle anbieten. Weiteres Differenzierungspotenzial bieten Servicequalität und lokale Shops. Alternativ könnten die Telkos auch eigene OTT-Services anbieten, so wie es etwa Telefonica (in Deutschland mit der Marke O2 aktiv) Jajah übernommen hat.

Neue Möglichkeiten in angrenzenden Märkten
Für die Telkos bieten sich für die kommenden Jahre zudem noch einige weitere angrenzende Märkte, in die sie investieren könnten, um neue Umsatzquellen zu erzielen: Beispiele sind eine Fernauslesung von Energiezählern (Smart Meter), ein intelligentes Zuhause ("Smart Home") oder persönliche "Sicherheit / Überwachung". In der Automotive-Branche, können Telekomanieter Dienstleistungen rund um das "connected car" anbieten oder Dienstleistungen für ein verbessertes Flottenmanagement. Im optimistischen Fall werden die Telkos 2015 mit ersterem 1,7 Prozent ihres Umsatzes machen können; Telematik-Dienste mit Flotten und Fracht können dann gar 2 Prozent des Umsatzes betragen. Dienste im Gesundheitswesen ("Mobile Health"), mobiles Bezahlen ("mPayment") mit 1,4 Prozent künftigem Umsatzpotenzial sowie Cloud Computing-Services (2 Prozent) sind weitere Beispiele dafür, wie Telkos versuchen, durch Schnittstellenlösungen mit anderen Branchen zusätzliche Umsätze zu generieren.

"Angesichts der rückläufigen Umsätze im Kerngeschäft und der großen Herausforderungen durch Over-the-Top-Player werden europäische Telekommunikationsbetreiber neue Geschäftsmodelle umsetzen müssen und zunehmend Umsatzquellen in angrenzenden Märkten adressieren", so Didier Levy, Director des Bereichs Time (Telekommunikation, Information, Medien und Elektronik) bei Arthur D. Little. Bereits heute bietet die Deutsche Telekom in sieben von acht angrenzenden Märkten entsprechende Dienstleistungen an. Die Wettbewerber Vodafone und O2 sind bisher in sechs Bereiche vorgedrungen, darunter jeweils Cloud- und Smart Metering-Dienste, sowie Flottenservices und Bezahlmöglichkeiten im Einzelhandel. E-Plus bevorzugt sich zumindest zunächst weiterhin auf Mobilfunkdienste für den Massenmarkt zu fokussieren, bietet aber auch M2M-Dienste an.

Nach Berechnungen von Arthur D. Little könnten insgesamt die potenziellen Umsätze, die Telkos mit "Vertical Solutions" realisieren können, bis zum Jahr 2015 4-9 Prozent zum Umsatz großer Telkos beitragen. Allerdings reicht dieser Wert nicht für die vollständige Kompensation des insgesamt negativen Trends aus. Daher müssen sie zudem noch weiter ihre Kosten optimieren, sowohl im Hinblick auf operative Kosten als auch auf Investitionsebene.

Die künftige Struktur der Telko-Branche
Vor dem Hintergrund des wegbrechenden SMS- und Telefoniegeschäfts und den neuen Chancen in den angrenzenden Märkten müssen europäische Telkos ihre Marktposition schärfen und sich für eins von drei unterschiedlichen Modellen entscheiden: Das ist 1) ein Mega-Betreiber, der auf lokaler und globaler Ebene nicht nur eine Netzinfrastruktur, sondern auch gleich verschieden Services und auch Inhalte darüber anbietet. Diese "Mega-Betreiber" gibt es in allen Ländern Europas; sie konkurrieren mit OTT-Anbietern, können aber auch mit ihnen kooperieren. Zudem sind sie zunehmend in sogenannten "Verticals" aktiv, also in Branchen wie Energie, Einzelhandel oder Medizintechnik, in denen die neuen Möglichkeiten der Mobilfunktechnologien jeweils Bedürfnisse für neue Telekommunikations-Dienstleistungen geweckt wurden.

Alternativ könnte sich ein Unternehmen als zweite Marktpositionierung sich als "Local Champion" auf eines oder wenige Länder beschränken und in der Wertschöpfungskette breit aufgestellt bleiben. Ein dritter strategischer Weg läge in der Konzentration auf den möglichst effizienten Betrieb der Telekomnetze ("Infrastructure Player"). "Infrastrukturinvestitionen werden grundsätzlich weiterhin der Schlüssel zur Differenzierung sein. Um auf diese Weise ihre strategische Position zu erhalten, ist es für Telekommunikationsunternehmen zunehmend wichtiger, die Struktur ihrer operativen Kosten zu optimieren. Wir gehen zudem von einer lokalen Marktkonsolidierung aus", erklärt Antoine Pradayrol von Exane BNP Paribas. (Arthur D. Little: ra)

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