
KI darf kein Blackbox-Produkt sein
Eine souveräne Cloud aus den USA bleibt ein Widerspruch in sich: Forderungen und Perspektiven für eine vertrauenswürdige KI-Infrastruktur
Vor allem in Europa, wo Datenschutz ein Grundrecht ist, braucht es echte Alternativen zu standardisierten Cloud-KI-Lösungen
Von Heiko Beier, Gründer von moresophy
Gelöscht heißt nicht mehr gelöscht – zumindest bei OpenAI. Ein Gerichtsbeschluss aus den USA hebelt zentrale Prinzipien der DSGVO aus und zwingt das Unternehmen, alle Chatverläufe aufzubewahren, selbst dann, wenn Nutzer sie löschen möchten. Besonders in Europa stellt sich nun die Frage, wie sich digitale Souveränität gegenüber internationalen Anbietern sichern lässt.
Generative KI entfaltet ihr Potenzial vor allem durch einfache Zugänglichkeit und breiten Einsatz. Doch gerade dort, wo Wissen geschäftskritisch, personenbezogen oder reguliert ist, reicht das nicht aus. Die Vorstellung, produktive Prozesse auf Systeme auszulagern, deren Funktionsweise intransparent bleibt und deren Datenverarbeitung sich faktisch der Einflussnahme entzieht, ist riskant. KI darf kein Blackbox-Produkt sein, das man in der Hoffnung konsumiert, dass schon alles gut geht.
Was fehlt, ist ein Ordnungsrahmen für verlässliche KI-Anwendungen – mit klarer Herkunft der Daten, kontrollierbarem Output und nachvollziehbaren Entscheidungen. Vor allem in Europa, wo Datenschutz ein Grundrecht ist, braucht es echte Alternativen zu standardisierten Cloud-KI-Lösungen. Digitale Souveränität heißt: Ich weiß, auf welchen Daten meine KI basiert, kann ihre Ergebnisse prüfen – und übernehme Verantwortung für das Was und das Wie.
Das Beispiel OpenAI verdeutlicht, dass es nicht immer bösartiger Wille der Anbieter sein muss, der zu Intransparenz führt. US-Unternehmen können per Gesetz – etwa durch den US Cloud Act oder gerichtliche Anordnungen – gezwungen werden, Daten entgegen europäischen Datenschutzprinzipien zu speichern und das Recht auf Löschung auszusetzen. Das gilt auch für Microsofts neuste Produktankündigung. Eine souveräne Cloud aus den USA bleibt ein Widerspruch in sich. Selbst bei gutem Willen kann ein US-Konzern europäische Rechtsprinzipien nicht garantieren.
All das unterstreicht: Europa braucht eine KI "made in Germany" oder "made in Europe" – entwickelt von Anbietern, die europäischen Gesetzen unterliegen und unsere Regeln respektieren. Nur so lässt sich digitale Souveränität gewährleisten und das notwendige Vertrauen schaffen, um KI langfristig in die Wertschöpfung zu integrieren. Wer das erreichen will, braucht mehr als schnelle Antworten – er braucht Vertrauen in Prozesse, nicht nur in Technologie. (moresophy: ra)
eingetragen: 22.07.25
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