Abo- und Lizenz-Modelle hinterfragen


Die eigene Software ist besser als ein Abo-Modell
Wenn Hersteller ihre Software gar nicht erst zum Kauf anbieten, bleibt nur das Abo als Option übrig – Unternehmen zwingen die Nutzer damit nicht nur zu höheren Kosten, sondern machen sie darüber hinaus auch abhängig



Von Nadine Riederer, CEO bei Avision

Auf den ersten Blick ist lizenzbasierte Software außerordentlich überzeugend: Monatliche Belastungen sind niedrig, Laufzeiten flexibel und Abo-Kosten lassen sich als Betriebskosten sogar direkt absetzen. Alles im grünen Bereich also? Das Modell hat leider eine gigantische Schattenseite.

Wenn Hersteller ihre Software gar nicht erst zum Kauf anbieten, bleibt nur das Abo als Option übrig – Unternehmen zwingen die Nutzer damit nicht nur zu höheren Kosten, sondern machen sie darüber hinaus auch abhängig: Denn was passiert mit den verwendeten Daten und der investierten Arbeit, wenn das Abo ausläuft, der Hersteller die Preise drastisch anhebt oder sogar pleitegeht? Besonders mit Blick auf die Aufbewahrungspflicht von abrechnungsrelevanten Daten entstehen dann schnell große Probleme.

Genauso ungewiss sind alle Wechsel-Szenarien: ein Wechsel ist meist teuer, aufwendig und kompliziert – wenn er denn mangels Standardisierung überhaupt möglich sind. In der Folge bleiben Unternehmen lieber bei der gewählten Lösung und müssen am eigenen Leib die Konsequenzen eines Vendor-Lock-in erfahren, also der Abhängigkeit von geschlossenen Systemen eines einzelnen Herstellers. Die zu Beginn oft bewusst günstig gehaltenen Angebote erreichen allerdings schnell ihre Grenzen, sodass Unternehmen für Zusatzfeatures oder Anpassungen an die wachsenden Anforderungen auf teure Premium-Accounts umsteigen müssen. Die Kosten explodieren, auch weil in vielen Fällen etwa Cloud-Speicherplatz oder Funktionen Teil dieser Angebote sind, die der Kunde gar nicht benötigt, aber gezwungen ist zu abonnieren.

Die Alternative zum Kauf von lizenzpflichtiger Software ist simpel – Unternehmen entwickeln eigene Lösungen oder modernisieren ihre bereits vorhandenen Systeme. Gerade in Hinsicht auf einen langfristigen Einsatz der Software mit kalkulierbaren Kosten und kaum Abhängigkeiten von Dritten sind hauseigene Entwicklungen Gold wert. Ein weiterer Vorteil: Unternehmen, die auf ihre internen Lösungen setzen, müssen sich weniger Sorgen um das entstehende Architektur-Puzzle und die damit verbundenen Kompatibilitätsprobleme machen, die bei dem Einsatz von vielen verschiedenen Tools und Plattformen schnell entstehen. Mit der richtigen Strategie, einer lückenlosen Dokumentation und regelmäßigen Updates verhindern IT-Abteilungen auch die Entstehung von Legacy-Software von Beginn an.

Wir müssen Abo- und Lizenz-Modelle hinterfragen. Während viele dieser Standardlösungen nur für Standardprobleme ausgelegt sind, schaffen es interne und individuelle Systeme sehr viel besser, den Anforderungen eines Unternehmens gerecht zu werden. Auch ganz ohne Abo-Falle. (Avision: ra)

eingetragen: 03.11.22
Newsletterlauf: 03.09.23

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