Sie sind hier: Startseite » Markt » Tipps und Hinweise

Fit für die Zukunft: Mainframe meets Cloud


Gute Gründe, warum Banken ihre Legacy-Umgebung modernisieren und in die Cloud migrieren sollten
Denken Finanzinstitute über einen Umstieg in die Cloud nach, empfiehlt sich ein smarter Cloud-Ansatz


Von Dr. Ulrich Faisst, CTO Central Europe, Cognizant

Mainframes sind im Bankenwesen immer noch weit verbreitet und halten kritische Produkte und Prozesse am Laufen. Aktuell denken viele Bankinstitute über die Zukunft ihrer Mainframe-Lösungen nach. Dies wird getrieben durch die Regulatorik, die einen sicheren Betrieb gewährleisten möchte – was angesichts von fehlenden und immer älter werdenden IT-Talenten mit Mainframe-Know-how zunehmend zur Herausforderung wird. Neue Cloud-Technologien sowie Tools zur einfachen Migration erleichtern den Umstieg von Mainframe auf die Cloud.

Mainframes sind robust, äußerst performant und zuverlässig. In vielen Finanzinstituten sind sie nach wie vor fester Bestandteil der IT-Infrastruktur. Dort wickeln sie täglich bis zu 100 Millionen geschäftskritische Transaktionen gleichzeitig ab. Gerade hinsichtlich regulatorischer Anforderungen und Prüfungen durch Aufsichtsbehörden garantiert die Plattform hohe Sicherheit.

Die Rolle von hoch performanten Großrechnern in Unternehmen ist unbestritten. Das wird auch künftig so bleiben. Es zeichnet sich jedoch ein Wandel ab. In den letzten Jahren hatten viele Faktoren sowohl branchenspezifisch also auch branchenunabhängig Auswirkungen auf die IT-Umgebung, beispielsweise Fusionen, gestiegene Compliance-Anforderungen, Streben nach mehr Kundennähe, anhaltender Kostendruck und der Anspruch, Kunden, Mitarbeitenden und Geschäftspartnern intuitivere Erfahrungen zu bieten. Das wirkt sich auch auf die klassischen Mainframe-Plattformen aus.

Diese Marktentwicklungen bedingen ein umfassendes Upgrade der Plattform-, Anwendungs-, Daten und Prozessschichten. Digitale Prozesse und Systeme für erfolgreiche Kundenerfahrungen erfordern die Integration von Legacy-Anwendungen in die neue digitale Welt. Diesem Wandel folgen immer Unternehmen aus der Finanzbranche. Nach Einschätzungen von Branchenkennern hat der Großteil der Finanzinstitute eine Vision oder Exit-Strategie. In etwa zehn Jahren werden sie sich von ihren Mainframe-Systemen verabschiedet und – wenn nicht vollständig, so doch zumindest teilweise - in die Cloud gewechselt haben.

Dies bestätigt auch die aktuellen Marktuntersuchung "The great cloud mainframe migration: what banks need to know" von Accenture aus dem Jahr 2022. Darin wurden 150 Bank-Managern aus 16 Ländern befragt, deren Institute die Migration ihrer Mainframes in die Cloud planen oder bereits begonnen haben. Im Ergebnis gaben vier von fünf Befragten (82 Prozent) an, dass sie beabsichtigen, mehr als die Hälfte ihres Mainframe-Workloads in die Cloud zu verlegen. Fast jeder Vierte (22 Prozent) erklärt sogar, mehr als drei Viertel der Mainframe-Kapazitäten verlagern zu wollen und die überwiegende Mehrheit will dies in den nächsten zwei bis fünf Jahren erreichen. Dabei haben die meisten Banken damit begonnen, bestimmte Anwendungen – darunter das Kernbanksystem – nach und nach in die Cloud zu überführen.

Was spricht für die Cloud?
Die Gründe, in die Cloud zu wechseln sind vielfältig. Neben Steigerung von Effizienz, Agilität, Flexibilität und Senkung von Kosten sind es zunehmend auch fehlende IT-Spezialisten, die in Mainframe-Programmiersprachen wie Cobol oder PL/1 versiert sind. Immer mehr Systementwickler und -administratoren mit Mainframe-Kenntnissen gehen in den nächsten Jahren in den Ruhestand. Rund 60 Prozent aller Mainframe-Experten sind heute bereits über 50 Jahre alt. Junge Spezialisten für dieses Gebiet kommen kaum nach.

Hinzu kommen Feature-Updates, die in Mainframe-Umgebungen aufwendiger sind als in modernen IT-Landschaften. Als Entwicklungsplattform mit proprietärer Hardware, Netzwerk, Storage und Computersystemen sind Mainframes über viele Jahrzehnte beliebig gewachsen und sehr aufwendig anzubinden. Die Administration ist daher meist mit hohen Kosten verbunden. Nicht selten entstehen Mainframe-Umgebungen mit "Ecken und Kanten", was darauf zurückzuführen ist, dass Entwickler beim Implementieren neuer Produkte schon mal einfach ein Stück Code kopieren, ihn umschreiben und wieder einfügen. Außerdem haben die IT-Verantwortlichen oftmals keinen Überblick, welche Batches an welchen Tagen laufen und ob sie überhaupt notwendig sind. Es gibt keine Datenbank zur Dokumentation. Außerdem fehlen Micro-Services, um Produkte künftig schneller entwickeln zu können. Geplante Produktentwicklungszeiten werden oft nicht eingehalten.

Jeder Umstieg ist individuell
Die Notwendigkeit zur Digitalisierung in Verbindung mit Kosten- und Qualifikationsfaktoren veranlasst Finanzinstitute immer häufiger, ihre Entscheidung pro/contra Mainframe neu zu bewerten. Sollen sie ihre Legacy-Anwendungen modernisieren? Und wenn ja, wie?

Die Umstellung von Mainframe auf Cloud und die Modernisierung der Altsysteme ist ein anspruchsvolles Unterfangen. Eine "one-size-fits-all"-Lösung oder eine klassische Customer Journey existieren nicht.

Wichtig ist, jeweils die individuelle Ausgangssituation der Unternehmen genau zu beleuchten. Ein umfassendes Assessment zur Analyse der Gegebenheiten bildet die Grundlage für die erfolgreiche Einführung einer Cloud-Lösung. Mit IT-Partnern wie Cognizant ist das innerhalb von sechs bis acht Wochen möglich. Dabei sind viele Fragen zu beantworten:

>> Welche Business-Benefits sollen durch die Mainframe-to-Cloud-Ablösung erzielt werden?
>> Inwieweit kann das bisherige Mainframe-System noch modernisiert werden, inwieweit muss es transformiert werden?
>> Welche Komponenten sind irrelevant geworden, weil bestimmte Funktionalitäten nicht mehr benutzt oder betrieben werden?
>> Welche Teile sollen umziehen?
>> Welche Systeme können 1:1 übertragen werden?
>> Was ist betriebswirtschaftlich sinnvoll und rechnet sich?
>> Wie groß und komplex wird das ganze Unterfangen?
>> Welche Prozesse sollen durch die Migration wie laufen?
>> Welche Vorgehensweise ist ratsam: Big Bang oder Small Steps?
>> Mit welchen Kosten ist zu rechnen?

Besser "Cloud Smart" als "Cloud First"
Denken Finanzinstitute über einen Umstieg in die Cloud nach, empfiehlt sich ein smarter Cloud-Ansatz. Der smarte Cloud-Ansatz besteht darin, schrittweise zu modernisieren, stillzulegen, zu ersetzen, mit dem Ziel kurzfristigen Erfolg und langfristigen Geschäftswert zu gewährleisten – anstatt überstürzt alle Arbeits(alt)lasten auf einmal in die Cloud zu migrieren.

Der smarte Ansatz setzt voraus, dass IT-Führungsteams die spezifischen Branchen- und Technologieanforderungen adressieren. Außerdem müssen sie die komplexen Auswirkungen und den vollen Nutzen einer erfolgreichen Cloud-Einführung berücksichtigen, und zwar in Bezug auf Menschen, Prozesse, Technologie, Beschaffung und Geschäftsschnittstellen.

Die Hybrid-Variante: das Beste aus beiden Welten
Für viele Unternehmen ist eine Hybrid-Strategie das probate Mittel zum Erfolg. Sie fügt das Beste aus zwei Welten zusammen, minimiert das Risiko und spart zugleich Kosten. In der Zielarchitektur können auch moderne Mainframes eine wichtige Rolle spielen. So könnte ein Unternehmen beispielsweise die Ausfallsicherheit von Mainframe-Plattformen nutzen und diese für geschäftskritische Anwendungen einsetzen. Für kundenorientierte Anwendungen hingegen greift es auf die Cloud zurück.

Bereit für das digitale Zeitalter
Die Migration in die Cloud ist ein aufwendiger und intensiver Prozess, der jedoch lohnt. Finanzinstitute, die ihre Legacy-Anwendungen fit für die Digitalisierung machen und eine Cloud-fähige Microservices-orientiere Architektur einführen, ermöglichen die Integration von Daten und Prozessen auf agile und flexible Weise. Die Integration von Legacy-Anwendungen in moderne Softwareentwicklungsansätze wie DevSecOps bringt die erweiterten Funktionen schneller auf den Markt. Als weiterer Benefit senkt der Umstieg in die Cloud die Gesamtbetriebs- und Instandhaltungskosten.

Die Verlagerung von Mainframe-Anwendungen in die Cloud hat gezeigt, dass Unternehmen ihre Total Cost of Ownership (TCO) um bis zu 35 Prozent und die Anwendungswartung um 38 Prozent senken können. Die Verlagerung von Legacy-Anwendungen in moderne Cloud-basierte Umgebungen verringert die Abhängigkeit von veralteten und knappen Kenntnissen. Moderne Tools und Ansätze lassen sich über die gesamte Anwendungslandschaft hinweg nutzen.

Die Transformation des Bankwesens durch Cloud-Technologie optimiert die Effizienz des Bankenbetriebs. Mit einem smarten Cloud-Ansatz schöpfen Finanzinstitute das volle Potenzial der Cloud aus und stellen sicher, dass Ihre Investitionen langfristig Bestand haben. Sie können die Entwicklungen der Cloud-Technologie nutzen, ihre Flexibilität und Agilität erhöhen sowie die Kosten senken. Durch die Modernisierung des Kernbankwesens mit Cloud-Technologien profitieren Banken von schnelleren Innovationszyklen sowie einer zeitgemäßen Developer- und Operations-Experience. Kunden erhalten verbesserte Bankleistungen. Dabei sollten Anwendungen nicht ohne Strategie im großen Stil in die Cloud verlagert werden. Es gilt, den richtigen Mix aus Kosten, Risiko und Geschwindigkeit zu finden – flexibel und anpassungsfähig. Die Lösung ist oftmals eine hybride Migrationsstrategie, die Legacy-Aspekte zulässt, die richtige Balance zur Cloud-Umstellung hält sowie neue und bestehende Technologien kombiniert.

Autor Dr. Ulrich Faisst
Dr. Ulrich Faisst ist Chief Technology Officer (CTO) für die Region Central Europe bei Cognizant. Dort ist er verantwortlich für die Wachstumsstrategie und stärkt gleichzeitig die Kund:innenorientierung und Technologieführerschaft des Unternehmens in der Region. Ulrich verfügt unter anderem über Expertise in Transformationsstrategien und -umsetzung, Automatisierung und KI, IoT, Cloud, Digital Engineering, SAP und Salesforce. Vor seiner Zeit bei Cognizant war er unter anderem bei Trumpf und Carl Zeiss in leitenden Funktionen tätig, mit einem Schwerpunkt auf der digitalen Transformation. Darüber hinaus beriet er Kunden in der Transformation als Program Manager bei Bain & Company und der Fraunhofer Forschungsgruppe FIT/FIM.
(Cognizant: ra)
eingetragen: 14.08.23
eingetragen: 14.08.23
Newsletterlauf: 22.09.23


Cognizant: Kontakt und Steckbrief

Der Informationsanbieter hat seinen Kontakt leider noch nicht freigeschaltet.


Kostenloser PMK-Verlags-Newsletter
Ihr PMK-Verlags-Newsletter hier >>>>>>



Meldungen: Tipps und Hinweise

  • Für wen lohnt sich Colocation?

    Unternehmen stellen hohe Anforderungen an ihr Rechenzentrum, die sie jedoch oftmals in Eigenregie gar nicht erfüllen können. Denn Planung und Bau eines modernen und energieeffizienten Rechenzentrums sind komplex, nicht viel anders sieht es in puncto Betrieb aus. Colocation, auch Serverhousing genannt, ist eine Alternative. NTT Ltd., ein führendes IT-Infrastruktur- und Dienstleistungsunternehmen, beantwortet die wichtigsten Fragen.

  • SaaS-Anwendungsdaten sichern

    Subbiah Sundaram, SVP Product bei HYCU, erklärt, warum Unternehmen dafür sorgen müssen, dass sie Software-as-a-Service (SaaS)-Anwendungsdaten sichern und wiederherstellen können.

  • Einführung von SaaS-Anwendungen

    Cloud-basierte Software-as-a-Service (SaaS)-Angebote sind schnell und einfach zu beziehen, weshalb einzelne Fachabteilungen dies oftmals tun - ohne die interne IT-Abteilung zu involvieren. Wolfgang Kurz, CTO bei indevis, weiß, welche Cyberrisiken das birgt und gibt drei Tipps, wie Unternehmen die Vorteile von SaaS nutzen können, ohne dabei den Angriffsvektor zu erhöhen.

  • Grenzen der herkömmlichen IT-Sicherheit

    Angriffsflächen sind dynamisch und ihre Zahl nimmt kontinuierlich zu. Bedingt durch die digitale Transformation und das hybride, lokal flexible Arbeiten verlangt eine enorm wachsende Menge an Geräten, Webapplikationen, Software-as-a-Service-Plattformen (SaaS) und andere Dienste von Drittanbietern den Anschluss an das Unternehmensnetzwerk.

  • Digitale Technologien in kleinen Unternehmen

    Die Digitalisierung der Wirtschaftsbereiche bietet zwar große Vorteile, bringt aber auch eine Reihe von Herausforderungen mit sich, insbesondere bezüglich der IT-Sicherheit. Oft wird dann über die großen Unternehmen und Konzerne, vielleicht noch den gehobenen Mittelstand gesprochen.

  • Grundaufgaben einer Cloud-Sicherheit

    Angriffsflächen sind dynamisch und ihre Zahl nimmt kontinuierlich zu. Bedingt durch die digitale Transformation und das hybride, lokal flexible Arbeiten verlangt eine enorm wachsende Menge an Geräten, Webapplikationen, Software-as-a-Service-Plattformen (SaaS) und andere Dienste von Drittanbietern den Anschluss an das Unternehmensnetzwerk.

  • KI, Cloud und wie sie DevSecOps vorantreiben

    Cloud Computing ist wie das Thema künstliche Intelligenz allgegenwärtig. Auch im Kontext der DevSecOps-Methodik spielen beide Technologien eine gewichtige Rolle. Wie sie Teams unterstützen und worauf die Entwickler und Administratoren achten müssen, erklärt IT-Dienstleisterin Consol.

  • Sicher: Hybrid-Cloud mit Netzwerksichtbarkeit

    Helmut Scheruebl, Senior Sales Engineer bei Gigamon weiß: Die Vorteile einer Hybrid-Cloud-Infrastruktur haben ihren Preis und der heißt Komplexität. Eine solche IT-Landschaft ist die perfekte Möglichkeit für cyberkriminelle Hinterhalte. Dagegen gibt es eine Lösung: vollständige Sichtbarkeit auf den gesamten Datenverkehr. 82 Prozent der IT-Entscheider haben laut einer globalen Umfrage von Cisco in ihrem Unternehmen eine Hybrid-Cloud-Umgebung aufgebaut.

  • Vorbehalte keine Seltenheit

    ERP-Systeme sind der Booster für effiziente Geschäftsprozesse und die Produktivität von Unternehmen. Mit den steigenden Anforderungen an Produktivität, Effizienz und Budgetkalkulation sind ERP-Systeme auf dem wettbewerbsintensiven Markt allerdings auch auf Innovationen angewiesen.

  • Sicherheit und Compliance gewährleisten

    Die voranschreitende Digitalisierung hat eine neue Ära für Unternehmen und Institutionen in den verschiedensten Bereichen eingeläutet, in der die nahtlose Integration von hybriden Cloud-Umgebungen von entscheidender Bedeutung für den Erfolg ist.

Wir verwenden Cookies um unsere Website zu optimieren und Ihnen das bestmögliche Online-Erlebnis zu bieten. Mit dem Klick auf "Alle akzeptieren" erklären Sie sich damit einverstanden. Erweiterte Einstellungen